„Horrido und Dauer-Feuer!“, so schallt es seit nunmehr 54 Jahren über die Platte-Heide, wenn sich die Schützen des Schützenvereins 1959 e.V. Menden Platte Heide zum Schützenfest oder anderen Gelegenheiten treffen.
Um das Entstehen des Schützenvereins besser zu verstehen, ist es notwendig, zunächst über die Jahre 1949 bis 1959 zu berichten. Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland war es möglich geworden, in unserem Stadtteil Platte Heide, wo bis 1948 ca. eintausend Menschen wohnten, den Wohnungsbau zu intensivieren. Neben Kleinsiedlerstellen und Eigenheimen entstanden Mehrfamilienwohnhäuser.
Die Menschen, die auf der Platte Heide eine Wohnung fanden, waren Menschen aus allen Gegenden Deutschlands und aus den deutschen Sprachinseln: Von Schleswig-Holstein bis zum Bodensee, vom Baltikum bis zum Balkan, von Elsaß-Lothringen bis zu den Sprachinseln der Wolgadeutschen. Für viele wurde die Platte Heide die zweite Heimat.
Auf der Platte Heide entstand ein reges Vereinsleben. Die katholische und evangelische Kirchengemeinde entstanden.
Der Wunsch, einen Schützenverein zu gründen, wurde immer wieder geäußert. Viele wollten die Tradition ihrer Heimat- und Schützenvereine fortführen. Aber leider fehlte es damals an dem geeigneten Gremium, um diese Idee in die Tat umzusetzen.
Beherzte Männer hatten in der Woche vor dem Siedlerfest 1959 still und heimlich einen Schützenvogel gebaut. Dieser war am Montagmorgen nach dem Siedlerfest an der Gaststätte „Zum Wannebach“ zu bewundern. Mit einem Trompetensignal in den Straßen der Platte Heide wurde bekanntgegeben, dass am Nachmittag gegen 15 Uhr ein Vogelschießen stattfinden sollte. Ca. 300 Menschen waren am Wannebach zusammengekommen, um das Schauspiel aus nächster Nähe zu betrachten. Geschossen wurde mit Luftgewehren auf Glühlampen.
Die Vizekönigswürde errang Bruno Brinkschulte. Schützenkönig wurde Heribert Kampe. Zur Königin erwählte er sich Ursula Clausius, Tochter des späteren 1. Vorsitzenden Josef Clausius.
Auf dem Kohlenplatz von Josef Clausius, im Volksmund „Werk II“ genannt, wurde ein improvisiertes Schützenfest gefeiert. Einer der Höhepunkte war ein Ständchen bei dem damaligen Pfarrvikar Josef Fischer. An dem Ständchen waren beteiligt der Spielmannszug der Schützenbruderschaft St. Sebastian Sümmern und das Blasorchester St. Marien, das heutige Blasorchester Menden.
Nach diesem ersten erfolgreichen Fest trafen sich am 31. Juli 1959 zur Gründungs-versammlung des Schützenvereins 130 Männer im „Stucken“ und wählten „Jickel“ Clausius zum ersten Vorsitzenden. Zu den gewählten Vorstandsmitgliedern gehörte auch Pfarrvikar Josef Fischer, der dem jungen Verein sein ganzes Wohlwollen schenkte. Heinz Kampe wurde gleichzeitig zum Oberst gewählt. Gemeinsam mit Willi Mertens hatte er den Auftrag bekommen ein Offizierskorps aufzubauen.
Im Juni 1960 feierte die Platte Heide das erste offizielle Schützenfest. Zuvor hatte Heinz Kampe beim Exerzieren sein Offizierskorps vorgestellt.
Zum Schützenfest 1961 wurde dem jungen Verein seine Fahne übergeben. Die Weihe nahm der damalige Bürgermeister der Stadt Menden Josef Beierle vor.
Das Symbol der Fahne ist Wilhelm Tell, der Schweizer Sagenheld aus Bürgeln im Kanton Uri. Unter dem Bildnis steht geschrieben: „Gutes Auge, gut Gelingen muß dem Schützen Freude bringen.“ Da Wilhelm Tell nach der Sage dazu beigetragen hat die Einigung der drei Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalden herbeizuführen, ist er als einer der Einiger der heutigen Schweiz zu sehen. So sollte dieser Tell Sinnbild sein auf der Platte Heide für das Zusammenwachsen der Bürger.
Zum Schützenfest 1962 wurde dem damaligen Pfarrvikar Josef Fischer für seine Verdienste um den Verein die Würde eines Ehrenvorstandsmitgliedes verliehen.
Nachdem im Herbst 1969 Willi Mertens die Nachfolge von Josef Clausius als Vorsitzender angetreten hatte, wurden die Pläne zum Bau einer Schützenhalle erarbeitet und in die Tat umgesetzt. Am Stucken entstand die erste kleine Schützenhalle aus Bauteilen einer ehemaligen Baracke. Nach dem plötzlichen Tod von Willi Mertens im März 1974 übernahm Oberst Heinz Kampe die Leitung des Vereins. .
In der Jahreshauptversammlung 1979 wählten die Schützen Heinz Kortsteger zum neuen Vorsitzenden, der als „Vater“ der großen Schützenhalle der Platte Heide gilt. Die alte Halle war schon nach wenigen Jahren renovierungsbedürftig und Überlegungen zum Bau einer größeren Halle kamen auf. Nach vielen Gesprächen, auch mit den anderen Vereinen der Platte Heide, präsentierte der Vorstand 1983 die Pläne der neuen Halle, die der Platte Heider Baumeister Hubert Luig entworfen und geplant hatte. Am 22. März 1983 begannen die Bauarbeiten, bei denen viele Bürger des Stadtteils mit Hand anlegten und so konnte bereits das Schützenfest im Juni 1983 im Rohbau der Halle gefeiert werden. Mit der Schlüsselübergabe der Schützenhalle im April 1984 bekam die Platte Heide die Möglichkeit Feste und Feiern aller Größenordnungen in einer gemütlichen Atmosphäre zu feiern und so wurde die Halle der Ort für viele Versammlungen, Polterabende, Hochzeiten, Geburtstage und Jubiläen. Im Januar 1991 gab Heinz Kortsteger die Leitung des Vereins an Reinhold Fuhrmann ab. Reinhold Fuhrmann leitete den Verein 16 Jahre. Im Januar 2007 übergab Reinhold Fuhrmann den Vorsitz an Jürgen Frey. Nach nur elf Monaten trat Jürgen Frey als Vorsitzender aus persönlichen Gründen zurück. Die Jahreshauptversammlung 2008 wählte Berthold Klang zum neuen Vorsitzenden.
Der Schützenverein 1959 e.V. Platte Heide trat 1963 dem Kreisschützenbund Iserlohn bei. Vier Mal richtete der Schützenverein 1959 e.V. Menden – Platte Heide das Kreisschützenfest des Kreisschützenbundes Iserlohn aus, zuletzt im Jahre 2010. Einmal stellte der Verein den Kreisschützenkönig: Beim 21. Kreisschützenfest am 8. Juli 2007 in Lendringsen gelang es Werner Edler, die Kreiskönigswürde zu erringen. Zu seiner Kreiskönigin nahm er Ehefrau Veronika. Beim 25. Kreisschützenfest am 9./10. September 2017 gelang Torsten Köpke-Schwiesau der Königsschuss. In einem tollen Festzug mit mehr als 1300 Teilnehmen (zwei Vereine aus den Niederlanden) präsentierte er sich mit seiner Ehefrau Nicole Köpke den zahlreichen Zuschauern. Noch während seiner Amtszeit als Kreiskönig verstarb Torsten Köpke-Schwiesau am 26. 7. 2018 plötzlich und unerwartet.